Jusos diskutieren 2 Tage über Zukunft der Arbeitswelt

Veröffentlicht am 11.07.2014 in Aus den Arbeitsgemeinschaften

Seminar der Jusos Braunschweig, Hannover, Nord-Niedersachsen, Weser-Ems und Bremen 

Zwei Tage lang diskutierten über 40 Jungsozialistinnen und Jungsozialisten aus den Bezirken  Braunschweig, Hannover, Nord-Niedersachsen, Weser-Ems und der Landesorganisation Bremen in der Hansestadt Bremen über die Zukunft der Arbeitswelt. Das Seminar unter der Überschrift „Wie wollen wir in Zukunft leben und arbeiten“  bot eine Vielfalt an Themen und Methoden, um offen und ehrliche einen Ausblick auf die Arbeitswelt der Zukunft zu wagen.

In vier parallel laufenden, so gennannten World-Café  Diskussionsrunden schnitten die Teilnehmerinnen und Teilnehmer die Vielfalt der Themen, die in den anschließenden Workshop-Phasen näher erarbeitet werden sollten an. 

Zum Thema „Bedingungsloses Grundeinkommen (BGE)“ diskutierten rund 20 Teilnehmerinnen und Teilnehmer dann mit  Peer Rosenthal von der Arbeitnehmerkammer Bremen. Für Ihn sei das Grundeinkommen keine Reformperspektive sondern lediglich eine Anregungen um die Ausgestaltung einer Erwerbstätigenversicherung weiter voranzutreiben. In diesem Zusammenhang sollten  Handlungsspielräume in der Arbeitswelt durch eine Erneuerung des Sozialversicherungs-prinzips geschaffen werden.

Parallel hierzu lief der Workshop „Humanisierung der Arbeitswelt“ mit der  Vorsitzenden des DGB Bremen-Elbe-Weser Annette Düring. So müsse nach Meinung des DGB vor allem die Mitbestimmung in den Betrieben weiter ausgebaut, sowie der Arbeits- und Gesundheitsschutz weiter verbessert werden. Eine Humanisierung der Arbeitswelt bedeute aber auch vor allen Gleichberechtigung in der Bezahlung von weiblichen und männlichen Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmern.

Die daran anschließenden Workshops zum Thema „Arbeitszeitverkürzung“ mit Leo Kuntscher, stellvertretender Juso-Bezirksvorsitzender Hannover und zum Thema  „Gutes Leben - Linkes leben“ mit  Jan Krüger, stellvertretender Juso-Bundesvorsitzender diskutierten ebenso parallel zueinander. Auch in diesen Workshops diskutierten die Jungsozialistinnen und Jungsozialisten intensiv über die Herausforderungen in der Arbeitswelt.

So wurden Fragen wie Bezahlbarkeit und Lohnausgleich bei einer Verkürzung der Arbeitszeit aber auch über Schichtarbeit und Zeitarbeit diskutiert. Zur Frage wie ein gutes linkes Leben aussehe stellte Krüger erst einmal die Frage wie ein gutes, und wie ein linkes Leben aussehe. In diesem Zusammenhang diskutierten die Seminarteilnehmerinnen und Semiarteilnehmer vor allem über die zunehmende  Individualisierung in der Lebens- und Arbeitswelt.  

Den Abschluss bildeten das Geschlechterplenum „Frauen in der Arbeitswelt“ geleitet von Johanna Klingbeil, stv. Juso Bezirksvorsitzende Hannover sowie das Geschlechterplenum „Männer in der Arbeitswelt“ geleitet von Daniel Schweer, Juso-Bezirksvorsitzender Weser-Ems. So stellten die jungen Politikerinnen und Politiker in den Diskussionen fest, dass „klassische Männerberufe“ vermehrt handwerkliche und technische Berufe in Vollzeit mit guter Bezahlung, „klassische Frauenberufe“ vermehrt soziale und fürsorgliche Berufe in Teilzeit mit eher geringerer Bezahlung seien.

„Wir Jusos werden weiter dafür kämpfen, dass Frauen und Männer endliche gleich Bezahlt werden, und gesellschaftliche Muster von typischen Frauen- und Männerberufen weiter aufgelöst werden. Hierzu gehört für uns auch der Kampf um mehr Frauen in Führungspositionen“ so Daniel Schweer.

Den Beginn des  zweiten Seminartages machte der Film: „ZDF zoom - Die Minijob-Masche“. Die gut recherchierte Reportage deckte viele Missbräuche im Bereich der so genannten 450-Euro oder Mini-Jobs auf. So werden vielfach Überstunden, Krankheits- und Urlaubsregelungen missachtet, aber auch andere ArbeitneherInnenrechte kaum, oder nur widerwillig eingehalten.   

Den Abschluss des inhaltlichen Teils des Seminars machte der Ausblick in die „Zukunft der Arbeitswelt“ durch Lars Niggemeyer Abteilungsleiter "Arbeitsmarkt- und Beschäftigungspolitik, Berufliche Bildung, Sozialpolitik" DGB-Bezirk Niedersachsen - Bremen - Sachsen-Anhalt. Neben einem Rückblick auf die Entwicklungen auf dem Arbeitsmarkt in den letzten 60 Jahren nahm hier ein Ausblick auf den Arbeitsmarkt der Zukunft großen Raum in Niggemeyers Vortrag ein. Sie zeigte er Alternativen für Vollbeschäftigung auf. Eine Antizyklische Konjunkturpolitik ist nötig  um privaten Nachfrageausfall zu kompensieren: ein „Marshallplan“ für Europa“ so Niggemeyer.

Mehr öffentliche Investitionen, insbesondere im  Ausbau des staatlichen Sektors seien nötig um mehr Beschäftigung im Bereich der öffentlichen, sozialen Dienstleistungen durch Investitionen in den Bereichen Bildung, Erziehung, Gesundheit, Pflege zu erreichen. „In Dänemark und Schweden liegt der Anteil der öffentlichen Beschäftigung mehr als doppelt so hoch wie in Deutschland“ so der DGB-Referent.

Arbeitszeitverkürzung bei den Vollzeitbeschäftigten sei ein Mittel um Arbeitslose in Arbeit zu bringen und unfreiwillig Teilzeitbeschäftigte ihre Arbeitszeit ausweiten zu lassen.  Bereits heute liege die die tatsächliche Wochenarbeitszeit aller Beschäftigten bei 30 Stunden / Woche – allerdings sehr ungleich verteilt, so sein Fazit.